Schon seit ihrer Gründung ist die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung der Stadt Gyula/Jula bestrebt, neue Kontakte und Erfahrungsaustausch mit je mehr deutschen Selbstverwaltungen aus dem Komitat und aus anderen Gegenden und auch grenzüberschreitende Kontakte aufzubauen, und mit diesem  Erfahrungen und Ideen zu tauschen. Dadurch können die Gyulaer andere deutsche Organisationen kennen  lernen und von ihnen gute Erfahrungen  übernehmen. Und weil diese Gemeinschaften verschieden sind, haben die Möglichkeiten dar Antrage großen Wert und sind für uns von großer Bedeutung. Durch die Begegnungen und gemeinsamen Erlebnisse können wir neue – gemeinsame und unterschiedliche – Seiten der ungarndeutschen Bräuche und Sittenkultur kennen lernen.

Im Laufe unserer bisherigen Arbeit haben wir zuerst die deutschbewohnten Ortschaftenunseres Komitats Bekesch besucht und gemeinsam kennen gelernt, danach haben wir begonnen, auch entferntere Ziele aufzusuchen und näher kennen zu lernen. So kamen wir u.a.  nach Rátka, Baja, Vemend, Budaörs und Budakeszi und haben dort Leute und Sitten kennen gelernt. Grenzüberschreitend haben wir gute Kontakte zu den Kulturgruppen aus Oradea/Großwardein und Temeswar aufgebaut. Diese Gruppen treten regelmäßig auf unseren Veranstaltungen (schwäbischen Erntefesten und Bällen) auf.

In diesem Jahr, dank der Unterstützung durch Antragshelder des Bundesministeriums des Inneren (BMI) haben wir Bátaszék, Mohács und das kleine Branauer Dorf Gereschlak entdeckt und besser kennen gelernt.

Am ersten Reisetag, am 28. September 2018 wurden wir in Bátaszék in den Vormittagsstunden vom Bürgermeister und vom  Pfarrer vor der röm.-kath. Kirche begrüßt. Nach kurzer Schilderung der Gemeinde bewunderten wir die wunderschöne, durch Unterstützung der 1946 vertriebenen einstigen deutschen Einwohnern renpovierte Kirche. Danach besichtigten wir das Heimatshaus der Gemeinde. Die Einrichtung war beneidenswert: die „saubere Stube”, Küche und Hinterzimmer war hinten im großen Hof von ansehnlichen Nebengebäuden: von Stallungen, Scheunen ergänzt. Im großen, gepflegten und liebevoll betreuten Haus ist auch das Leben der hier angesiedelten Bukowina Szekler und der Ungarn aus dem Oberland zu besichtigen.

Unsere Reise führte in kleine branauer Dorf Gereschlak. Von der Vertreterin der dortigen DS wurden wir durchs Dorf geführt und besichtigten unterwegs fünf Ausstellungen: das Puppenhaus, eine Textilien-Ausstellung, eine Ausstellung von Lebkuchen, eine Schusterwerkstatt. Authentisches, unglaublich reiches originelles Material wurde von den Einwohnern gesammelt und fachgemäß ausgestellt. Im Heimatmuseum erhielten wir einen Einblick in das Leben des Dorfes von einst.  Die Kultur und Tradition der einstigen Gereschlaker widerspiegelt sich am besten im Puppenmuseum, wo über 60 Puppen den Alltag und die Feste der Dorfgemeinschaft szenisch vorführen. Durch diese Besichtigungen haben wir viel erfahren und konkrete Anregungen bekommen. Aber inzwischen haben wir mit den dortigen Vertretern viele fachlich bereichernde Gespräche geführt, wir haben praktische Ideen und Ratschläge bekommen. Dem zufolge haben wir ein gegenseitigesd Abkommen zu einer künftigen möglichen Zusammenarbeit geschlossen. Ausser dem erfolgreichen Erfahrungsaustausch haben wir aber auch konkret an einer großzügigen Veranstaltung teilgenommen, am Dampfknödelfestival, welcher schon zum 12. Mal diese Spezialität der schwäbischen Küche zum Mittelpunkt hat.

Am Vormittag des nächsten Tages, am 29. September haben wir das historische Erinnerungszentrum von Mohács besucht und den sog. Busó-Hof, ein dem Jahrhunderte alten schokatzer Brauch gewidmeter musealer Komplex.

In den Mittagsstunden kehrten wir nach Gereschlak zurück, wo wir als Mittagessen vielerlei Dampfknödel und andere Spezialitäten kosteten. Hunderte Mitwirkende und Zuschauer aus der Branau, aus entfernteren Regionen und sogar aus Deutschland und Österreich zeigten sich neugierig und überwältigt von der Großzügigkeit der Veranstaltung. Überhaupt weil ausser dem kulinarischen Genuss auch viel kulturelle Darbietungen auf der Bühne des großen Zeltes vorgetragen wurden. Die Athmosphäre war blendend, oft wurde gemeinsam gesungen und getanzt.

Im Rahmen der Abschlussrede am Ende des XII. Dampfknödelfestivals, verkündete der Bürgermeister die feierliche Unterzeichnung des Abkommens der Zusammenarbeit der Deutschen Selbstverwaltung aus Gereschlak und Gyula.

Der Bürgermeister äußerte seine Überzeugung, dass sich diese Zusammenarbeit erfolgreich und vielseitig entfalten wird, durch gemeinsames Denken und Handeln.

Also, wie in den vergangenen Jahre, waren wir wieder auf den Spuren der schwäbischen Traditionen. Ziel unserer Reise war wie immer die Festigung der Zusammengehörigkeit, weiterer Aufbau, Erweiterung und Stärkung unserer Gemeinschaft. gleichzeitig auch die Erweiterung der Kontakte mit unseren  Landsleuten aus anderen, entfernteren Regionen.

Aus den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der zwei Orte und ihrer deutschen Bewohnern konnten wir viel voneinander lernen. Die DS aus Gereschlak und die Mitglieder unseres Traditionspflegenden K. Schriffert Kreises konnten Unterschiede und Gleichheiten besprechen, über Wohnarten und Einrichtungen, über Hausgut und Werkzeuge, über Speisen und Getränke, über Besonderheiten des traditionellen schwäbischen Bauernlebens, zusammengassend: über die Kultur unserer Vorfahren.

Wir hoffen, dass sich in Zukunft diese Zusammenarbeit als erfolgreich für beide Ortschaften erweist und zum Wohle und Nutzen beider Gemeinschaften dient.

Danke für die Unterstützung.

Gyula, den 11. Januar 2019

Monika Mittag

Vorsitzende

Der Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung der Stadt Jula